Neubau in der Handelskammer
Hamburg
Neubau im denkmalgeschützten Börsengebäude
Wettbewerb 2002
KINETISCHER RAUM
Das bestehende Börsengebäude am Adolphsplatz ist ein repräsentativ angelegter Bau des 19. Jahrhunderts. Die Größe und gesellschaftliche Bedeutung der Handelskammer manifestiert sich besonders in den drei forumsartigen Hallen, die eine Zusammenkunft von verschiedensten Ereignissen und Nutzern ermöglichen. Der Wandel der Architektur vom Bedeutungsträger des 19. Jhdts über das Arbeitswerkzeug der Moderne hin zum heutigen Wahrnehmungsfilter als Folge einer umfassenden Digitalisierung der Gesellschaft hat uns veranlasst,
den neuen Raum als Instrument für flexible Szenarien wie temporäre Ausstellungen, Empfänge, Messen, Feste zu konzipieren.
Dabei interessiert uns in diesem spezifischen Kontext weniger die Architektur als Objekt als vielmehr die Frage, wie räumliche Beziehungen erscheinen. Versus der statischen, festgefügten Architektur/Ordnung der klassizistischen Handelskammer geht es uns um einen fluktuierenden, aktiven, auch veränderbaren Raum der Gegenwart, der den typologischen Charakter der Halle, deren Größe und Offenheit intensiviert.
Der dreidimensionalen Reliefierung des steinernen Gebäudes begegnen wir mit glatten, transparenten oder reflektierenden Elementen. Die Themen unserer architektonischen Intervention sind Durchlässigkeit und Zirkulation. Die Mittel reduzieren sich auf ein Minimum an Architektur. Das Ziel ist ein vieldeutiger Raum.
Wir stellen uns vor, für die gewünschten Programme Flächen anzubieten, die als interne öffentliche Felder erlebt werden, welche auf eine selbstverständliche Art den Austausch von Informationen und Begegnungen fördern.
Den einzelnen Feldern sind momentan spezifische Funktionen zugeordnet - durch technische und räumliche Ausstattung und die Vorhaltungen des architektonischen Instruments – ergibt sich größtmögliche Flexibilität in der Bespielung.
Zwischen den internen öffentlichen Feldern, bestehend aus „Parkett“ und „Licht“ , die den vertikalen Raum der Halle horizontal gliedern, befinden sich Membrane aus Glas und Alu, die Funktionen und Zonen gleichzeitig abgrenzen und in Beziehung setzen. Durch deren Transparenz entsteht ein scheinbar kontinuierlicher, grenzenloser Raum, der mit dem historischen Raum interagiert. Die architektonischen Elemente/Ebenen bilden nur statische oder fexible Layer vor, bzw. zwischen denen sich ein kontinuierlich wechselndes kinetisches Programm abspielen kann.
Die neue Architektur ist ein weiterer Layer auf dem bereits bestehenden System.
Alle Teile sind dreidimensional über ein feingewebtes Bezugssystem in den Hallenraum eingepasst. Die Decken – von Hallenebene aus gesehen die raumbildenden Protagonisten – sind vor allem überdimensionierte „Licht-Kästen“,
die die Reduktion des Tageslichts kompensieren und die Halle von innen zum Leuchten bringen. Auf den Böden der Felder bewegt man sich jeweils auf massivem „Parkett“ als Hommage an die eigentliche Herkunft des Wortes
und Bedeutung der alten Halle. Die inneren Membrane sind vor allem transparente oder dampfmattierte rahmenlose Glaselemente, die für verschiedene Anforderungen eingesetzt werden können: Die äusseren Membrane des Instruments bestehen aus einem offenen „Alu-Gewand“ als „Bild-Schirm“
mit Oberflächen, die die Umgebung reflektieren.
Die von uns aus dem spezifischen Dialog mit dem Bestand entwickelte neue Architektur als Instrument für flexible Szenarien schafft einen Raum des Ereignisses und der eigenen Erfahrung , ein Raum, der ständig durch seine Nutzer neu kreiert wird, insofern ist er - vergleichbar einem überdimensionalen Börsenpaneel – immer in Veränderung.
PROGRAMM Errichtung eines neuen Baukörpers in Halle I der Handelskammer Hamburg
ORT Hamburg, Börsengebäude am Adolphsplatz
AUSLOBER Handelskammer Hamburg
LEISTUNG Realisierungswettbewerb
JAHR 2002
PROJEKTTEAM K. Schemel, N. Sommer, A. Moers, H. Kampherbeek
MATERIAL Glas, Aluminium, Mooreiche, Leder, Licht
NUTZFLÄCHE 1.250 m2